
ANAPOLIS, MARYLAND
“Hallo Lea!” grüsste mich eine Stimme schon von weitem, als ich mich der Dogs4theBlind-Station näherte. Savvy. “Wie geht’s dir, meine Liebe?”
“Danke Savvy, es geht mir gut!”
Wie oft diese Frage wohl ehrlich beantwortet wurde?
“Sieht aber nicht danach aus”, bemerkte sie freundlich, “was ist los?”
Ich nahm tief Luft und seufzte. Es war kompliziert, über Greg zu reden. Da unser Projekt mehr als Grauzone war, hatte er mir geraten, Anderen nicht gross von unserer Beziehung zu erzählen – Familie und unsere Truppe selbstverständlich ausgenommen.
Aber Savvy war aktuell die einzige Person, mit der ich sprechen konnte – Ana war noch nicht auf, da es 7 Uhr hier war und somit 5 Uhr in Denver – also entschloss ich mich, ihr trotzdem von Greg zu erzählen.
“Hör mal, ich würde gerne mit Ayla spazieren gehen. Kommst du mit?”
“Tönt nach einer super Idee!” Ihre gute Laune entspannte mich. Sie rief nach einem Ersatz fürs Eingangsbüro für die nächsten zwei Stunden und hakte sich anschliessend bei mir unter.
“Also, erzähl, Lea! Was beschäftigt dich so sehr?”, fragte Savvy, nachdem wir die Strasse in Richtung Quiet Waters Park überquert hatten.
Ayla liebte es, dort beim Hundestrand zu spielen. Und nachdem Greg mir gezeigt hatte, wie ich Dinge werfen konnte, konnte ich ihr sogar Hundebälle ins Wasser werfen ohne dass ich jemanden erschlagen würde.
“Ich habe einen Mann kennengelernt aus DC und nachdem wir uns in den letzten Monaten nähergekommen sind, bin ich beunruhigt, weil er sich gestern nicht wie vereinbart bei mir gemeldet hat…”
“Ach Lea, das kann doch mal passieren”, versuchte sie mich zu beschwichtigen, “Vielleicht hat er es schlicht vergessen oder sein Hany verloren?”
“Naja, das wegen dem verlorenen Handy hatte ich mir auch schon überlegt”, erwiderte ich, obwohl konfisziertes Handy der passendere Ausdruck war in unserem Szenario.
“Hast du versucht ihn anzurufen?”
“Ja, das habe ich, aber es geht immer direkt zur Combox und naja…”, ich liess den Satz so stehen, denn ich würde Greg offensichtlich nie im Leben anrufen, da er taub war, und ich wollte Savvy nicht noch weiter belügen.
Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass ich ihr mein Herz nicht ausschütten konnte ohne ehrlich zu ihr zu sein.
Ich war gerade an einer innerlichen Debatte mit meinem Gewissen, als mein Handy plötzlich zu vibrieren begann.
Physisch fühlbare Erleichterung strömte durch meinen Körper. Endlich kontaktierte Greg mich.
“Hey, vielleicht ist das ja dein Typ von DC?!”, freute sich Savvy für mich.
Aber zu früh gefreut. Der Klingelton war nicht Phantom der Oper sondern Heart of Courage.
Das Blut gefror mir in den Adern. “Nein, Savvy, das ist nicht er. Das ist ein Alarm!”
“Was?”, Savvy war vor den Kopf gestossen. “Was für ein Alarm?”
Anstatt mich zu erklären, entsperrte ich mein Handy und drückte es ihr in die Hand: “Öffne bitte die Zoom App. Ist auf der 4. Seite.”
“Okaaay…”, sie tönte etwas verwirrt, “es ist offen. Was soll ich nun machen?”
“Geh auf Home.”
“Was zur Hölle…???”, fragte sie ungläubig, während sie das Video abspielte.
Ich hörte, wie meine Eingangstüre mit einem Schlüssel entsperrt und dann dem leisen Quietschen nach geöffnet wurde.
“Was siehst du auf dem Video, Savvy?”
“Ahem, ich, also, ehrlich gesagt, weiss ich nicht, was ich sagen soll… Ist das echt aus deinem Studio?”
“Ja, ist es!”
Greg hatte eine Videokamera installiert, die nur aufnahm, falls jemand Aderes als
ich mein Türschlossöffnete oder aufbrach. Durchs Fenster konnte niemand einbrechen – ich wohnte im 4. Stock.
“Also, wenn ich wirklich sehe, was ich sehe, dann wühlen sich da gerade zwei Herren durch dein Studioinneres. Und das ist nicht einmal das schrägste an dieser Szene.”
“Definier “schräg”!” Mir war nicht mehr wohl in meiner Haut.
“Na, diese App ist ja wohl so ‘ne Art Sicherheitsmassnahme für dich, oder?!”
“Ja”, bestätigte ich.
“Na, dann frag ich mich, was genau ausgerechnet die Polizei bei dir sucht..?”
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